Findbuch des MGH-Archivs
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MGH-Archiv B 543


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Briefwechsel betreffend die dem Deutschen Reich „entfremdeten“ Archivalien und Handschriften in den besetzen Gebieten im Westen (Frankreich, Belgien, Niederlande) und deren breitflächige Fotokopierung, Beteiligung des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde, Großteil des Briefwechsels (zwischen Reichsinstitut und der ‚Gruppe Archivwesen’ innerhalb der deutschen Militärverwaltung) bezieht sich auf Fotokopierung konkreter Archivalien/Handschriften (Bestellung, Versandbestätigung, Kostenbegleichung)

298 Bl., Datierung 1940-1943, Sortierung unchronologisch, aufeinander bezogene Briefe stehen nicht immer zusammen; Originale, Abschriften und Durchschläge
Bl. 1-62: Juli-September 1940 (in sich unsortiert)
Bl. 67-298: August 1943- Juni 1940 (rückwärts sortiert mit einzelnen chronologischen ‚Irrläufern’)

Herausragende Stücke:

-         Bl. 4 (mehrfach vorhanden, auch Bl. 294-296): Rundschreiben des Präsidenten Stengel an Institutsmitglieder und Fachkollegen (3.7.40): 1) mit Bezugnahme auf laufende amtliche Erhebungen über dem Reich „entfremdete“ und nach Frankreich und Belgien „verschleppte“ Kulturgüter Bitte um Mitteilung von mittelalterlichen Archivalien und nichtarchivalischen Handschriften, die dafür infrage kommen 2) auch verkaufte Stücke sollen benannt werden 3) Bitte um besondere Mitteilung von solchen Stücken, die für laufende und künftige Arbeiten des Reichsinstituts wichtig sind: es bestehe der Plan, diese zu fotokopieren

-         Bl. 115: Brief des Militärbefehlshabers in Belgien und Nordfrankreich an Stengel (30.3.40): Unterstützung der Fotokopieraktion durch das belgische Archivwesen; Bemühen des Archivschutzes um gute Zusammenarbeit zur Förderung der Beziehungen zwischen deutscher und belgischer Geschichtswissenschaft; Lösung der belgischen Geschichtswissenschaft aus frz.-engl. Einfluss; Bitte an Reichsinstitut zur Überlassung von MGH-Bänden ab 1933 an belgisches Generalarchiv

-         Bl. 118-119: Brief des Leiters der ‚Gruppe Archivwesen’, Georg Schnath, an Stengel (2.3.42): Lagebericht über Stand der Fotokopieraktion: 250.000 Aufnahmen, darunter 12.000 für das Reichsinstitut

-         Bl. 125: Brief Stengels an den Militärbefehlshaber in Frankreich (22.1.42): Dank für die starke Förderung des Reichsinstituts durch die ‚Gruppe Archivwesen’ (= Antwort auf Blatt 127-128)

-         Bl. 127-128: Brief des Militärbefehlshabers in Frankreich an Stengel (15.1.42): Bericht zur Abwicklung der Forschungsarbeiten; Feststellung, dass Forschungsanliegen des Reichsinstituts, die Sicherstellung von Handschriften zur älteren deutschen Geschichte, in großem Umfang erreicht sei; ‚Gruppe Archivwesen’ habe großangelegtes Inventar der in französischen Archiven und Bibliotheken vorhandenen Materialien zur deutschen Geschichte erstellt; Zahl der erstellten Fotokopien: 200.000 Aufnahmen

-         Bl. 143-151: Denkschrift „Über Leistungen des Archivschutzes für die Wissenschaft“ (26.11.41) des Kommissars für Archivschutz, Ernst Zipfel (vgl. beiliegenden Brief,. Bl. 142): Archivische Maßnahmen in den eingegliederten und besetzten Gebieten; I) Maßnahmen im Westen; II) Maßnahmen in Dänemark; III) Maßnahmen im Südosten

-         Bl. 196-197: Brief Schnaths an Stengel (21.4.41): Sachstandsbericht; Erstellung von „Rückforderungslisten“ „entfremdeten Archivguts"; Arbeitsvorhaben „des Inventars der französischen Archive und Bibliotheken zur großdeutschen Geschichte“

-         Bl. 209: Abschrift eines Briefes des Militärbefehlshabers in Frankreich an Zipfel (1.11.40): in Bezug auf die Einreise von drei Ordensgeistlichen nach Paris Feststellung, dass das Reichsinstitut nicht dafür verantwortlich zu sein scheint; Mitteilung, dass zukünftig alle ‚Einzelforscher’ von der französischen Bibliotheks- und Archivverwaltung an die deutsche Militärverwaltung zu verweisen seien (vgl. Bl. 217)

-         Bl. 212-214: Abschrift eines Berichts Zipfels (vgl. beiliegenden Brief Bl. 215) über den „Einsatz deutscher Archivare im westlichen Operationsgebiet“ (7.10.40)

-         Bl. 216: Brief des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (25.9.40) (W O 1190) an Stengel: Mitteilung, dass „künftig ähnliche Rundschreiben“ nur im Ministerium anzuregen seien; der Versand weiterer Rundschreiben durch das Reichsinstitut habe zu unterbleiben (= Antwort auf Bl. 226)

-         Bl. 217: Brief Zipfels an Stengel (24.9.40): unter Bezug auf ‚eigenmächtige’ Forschungsreisen der drei Ordensgeistlichen – angeblich im Auftrag des Reichsinstituts – Mitteilung, dass nur die ‚Gruppe Archivschutz’ im Rahmen des Verwaltungsstabes des Militärbefehlshabers in Frankreich für die Erfassungsaktion zuständig ist; ‚Sonderforschungen’ anderer Personen sind nicht erwünscht (vgl. Bl. 209)

-         Bl. 226 (weiteres Exemplar Bl. 59): Brief Stengels an den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (11.9.40): Rundschreiben sei aus „eigenem Ermessen“ erfolgt; Verweis auf Verbindung zu amtlichen Stellen und deren Bitte an das Reichsinstitut um Mithilfe (= Antwort auf Bl. 229)

-         Bl. 229: Brief des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (10.9.40) (W O 1139) an Stengel: Unter Bezugnahme auf dessen Rundschreiben (Bl. 4, 294-296) Bitte um Mitteilung, auf „wessen Weisung“ dieses erfolgt sei

-         Bl. 233: Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (29.8.40) (V d 1685 III, Z II a, W E, R V (a)) (vertraulich): in Betreff auf die Erfassung der Kunstwerke in den besetzten Gebieten Feststellung, dass Hitler den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda mit der „zentralen Leitung“ der Aktion betraut habe; Ernennung zweier Kommissare: 1) Otto Kümmel, Generaldirektor der Staatlichen Museen in Berlin als Kommissar für die Sicherung er Museen und des Museengutes in den besetzten Gebieten des Westens 2) Hugo Andres Krüß als Kommissar für die Sicherung der Bibliotheken und die Betreuung des Buchguts im Westen

-         Bl. 245-270: vom Reichsinstitut angefertigte Zusammenstellung der durch Umfrage bei den Mitgliedern und Fachkollegen ermittelten a) entfremdeten Archivalien und Handschriften b) von Archivalien und Handschriften, deren Fotokopierung gewünscht wird; 3 Teile: 1) Paris/Frankreich 2) Elsass-Lothringen und frz. Ost-Departements 3) Belgien/Holland und frz. Nord-Departements

-         Bl. 273: Brief des Reichskommissars für die besetzten niederländischen Gebiete an Stengel (3.8.40): Mitteilung, dass „die im Austauschverfahren nicht nach Deutschland gelangenden Urkunden, Handschriften, und Akten“ fotokopiert werden sollen

-         Bl. 277: Brief Stengels an den Ministerialreferenten für Archivwesen beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, Bernhard Vollmer (30.7.40): Mitteilung seiner Absicht, selbst eine Forschungsreise nach Holland, Belgien und Frankreich zu unternehmen unter Betonung seiner amtlichen Verbindungen zu den zuständigen Stellen; besonderes Interesse des Reichsinstituts an der Fotokopierungsaktion; Zweck seiner Reise Überblick über die für die Kopierung infrage kommenden Materialien und Knüpfung von Kontakten zu holländischen Wissenschaftseinrichtung in Bezug auf eine Zusammenarbeit

-         Bl. 279: Brief Stengels an den Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek, Hugo Andres Krüß (19.7.40): Betonung seiner Bereitschaft, durch Nachweise in der „Frage der Wiedererwerbung entfremdeter Urkunden und Handschriften“ tätig zu werden; Bitte um besondere Berücksichtigung der Interessen des Reichsinstituts; Anregung, die bereits während des 1. Weltkriegs begonnene Fotokopierung wichtiger Handschriften aus französischen und belgischen Bibliotheken wieder aufzunehmen (= Antwort auf Bl. 288)

-         Bl. 287: Brief Stengels an Zipfel (11.7.40): Zusicherung der Bereitschaft des Reichsinstituts zur Mitarbeit bei der „Betreuung“ der französischen, belgischen und holländischen Archive; Benennung der Interessenvertreter und Kontaktpersonen des Reichsinstituts bei der Aktion: Peter Acht, Heinrich Büttner, Theodor Schieffer; eigener Beitrag: Verweis auf sein Rundschreiben (Bl. 4, 294-296); Betonung des besonderen Interesses des Reichsinstituts an einer breitflächigen Fotokopierung von Beständen (= Antwort auf Bl. 297)

-         Bl. 288: Brief Krüß’ (10.7.40): Anzeige seiner Ernennung zum „Kommissar für die Sicherung der Bibliotheken und die Betreuung des Buchgutes im westlichen Operationsgebiet“; Bitte um Unterstützung seiner Erhebungen nach ‚entfremdeten’ bzw. veräußerten deutschen Bibliotheksgütern und Handschriften/Drucke zum Zwecke von deren Rückgewinnung

-         Bl. 293: Brief von Paul Lehmann an Stengel (8.7.40): Mitteilung einer Erstellung eines Gutachtens auf eigene Initiative an Staats- und Parteistellen über nach Frankreich verbrachte, dem Reich ‚entfremdete’ Bücherbestände; ein solches Gutachten habe er bereits im 1. Weltkrieg für die Bayerische Staatsbibliothek angefertigt

-         Bl. 297: Brief Zipfels an Stengel (28.6.40): Anzeige seiner Ernennung zum „Kommissar für den Archivschutz“ in Frankreich, Belgien, Holland; Bitte an das Reichsinstitut um Mitwirkung bei der Sicherung und Beanspruchung von Archivgut für das Reich

-         Bl. 298: Brief Stengels an die Witwe von Michael Tangl (24.6.40): Bitte um Mitteilung, ob im Nachlass Tangls Hinweise für einen Sitzungsbeschluss der MGH aus dem Jahr 1915 zu finden sind: Anregung beim Auswärtigen Amt, im Fall von für bevorstehend gehaltenen Friedensverhandlungen die „nachträgliche Herausgabe der in den napoleonischen Kriegen entfremdeten Archivalien und Handschriften deutscher Herkunft“ durchzusetzen; Bildung einer Kommission, die eine Liste der in Betracht kommenden Stücke erstellen soll

Bearbeitet von: Nikola Becker

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